Renate Olbrich

Renate Olbrich. Foto: Renate Olbrich.

„Harald Szeemann, der Ausrichter der documenta 5, prägte für eine Art der Kunstausübung den Begriff der ‚Individuellen Mythologie‘. Dieser beinhaltet die ganz besondere Nähe von Kunst und Leben, wie es für Renate Olbrich so natürlich ist wie tägliches [Füttern von Katzen]. Im Gegensatz zur traditionellen Distanz von Kunst und Person, wobei die Person hinter ihrem Werk möglichst unnahbar bis unwichtig erscheinen soll, ist ihre Arbeit restlos mit ihrem Leben verflochten. Die Fotografin und Malerin Renate Olbrich würde ich als individuelle Mythologin bezeichnen, weil bei ihr Leben und Kunst nicht nur praktisch oder rhetorisch vereint [sind]. Das wird besonders klar, wenn man sie besucht und die vielen Treppen und Treppchen ihres vielstöckigen Hauses, [einen] mit Bildern vollgepflasterten Weg, bis zum tageshellen Atelier, dem Ort des Geschehens, unter dem Dach [hinauf]steigt. Mit ihrem Blick auf die bedrohte Natur […], im weitesten Sinne der Ökologie, füllt sie mit ihren Chemogrammen eine der wichtigsten Lücken heutiger Kunstausübung, jenseits modischen Mitläufertums.

Diese Bilder entstehen dadurch, dass belichtetes Fotopapier, teilweise vor dem endgültigen Fixieren, wechselnd dem Tageslicht ausgesetzt wird und dadurch zu nahezu phantastischen, unberechenbar aufblühenden Farbprozessen provoziert wird, was von ihr, jenseits gesuchter Ästhetik, ganz bewusst als Prozess benutzt wird, um der Vernichtung und Einschnürung [pflanzlicher] Natur heute – bis zur denaturierenden Abstraktion – ein entsprechendes Gesicht zu geben.

Hand in Hand zu diesen Arbeiten sind ihre absolut ungekünstelten Malereien zu betrachten, in denen u.a. zu Silhouetten abgemagerte Hasen, Gazellen und Katzen abstrakte Räume zu überspringen suchen. Dabei benutzt sie maltechnisch den strukturierenden Einsatz von collagierten und aufgeschichteten, transparenten Papieren. Renate gehört nicht zu den üblichen Tierfreunden, denn sie lebt mit ihnen gleichberechtigt wie wenige zusammen und man kann sogar sagen, sie lässt sich von Ihnen bis zur Tyrannei das Leben bestimmen.“
Badura, Michael: Für Renate – ein kurzer Blick, 31.10.2020

Anmerkung der Redaktion: Da Renate Olbrichs Werk die Fotografie gewissermaßen zur Basis hat, ist sie hier unter der Rubrik Fotografie verzeichnet.

Kontakt

Renate Olbrich
Westwall 6 · 47798 Krefeld
renateolbrich.m@t-online.de · http://www.renate-olbrich.de